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Der 7. Sonntag im August

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Beschreibung

225 S., geb. Sabine Ludwig
Einband und Vignetten von Isabel Kreitz

Wenn doch endlich wieder Montag wär’!


So ein blöder Sonntag, findet die elfjährige Freddy. Morgen ist der erste Schultag nach den Ferien, der Ranzen ist noch nicht gepackt, das Zeugnis nicht unterschrieben, ihre große Schwester Mia eine alte Zicke und ihr Vater hat nur noch seinen Kochfimmel im Kopf. Da kann man sich ja fast auf die Schule freuen! Doch am nächsten Morgen geschieht das Unglaubliche: Als Freddy aufwacht, ist schon wieder Sonntag! Und das wiederholt sich von nun an jeden Tag … Nach dem ersten Schock entdeckt sie auch gute Seiten an dieser verrückten Zeitschleife. Aber eigentlich möchte Freddy nur eines: dass endlich wieder Montag ist!
Eine lustige, spannende und fantasievolle Geschichte, die in einer verrückten Zeitschleife spielt.

Leseprobe:

Träume ich? Eine Überraschung am Montagmorgen – oder ist es Sonntag? Ich wache auf. Vom Wecker? Nein. Was da läutet, sind die Kirchenglocken. Am Montag? Seit wann läuten montags die Glocken? Ist irgendein besonderer Tag heute, wenn man mal davon absieht, dass die Schule wieder anfängt? Nicht dass ich wüsste.
Ich schaue auf meinen Wecker und bekomme einen Schreck.
Wir haben verschlafen! Es ist schon neun Uhr!
Es gibt nichts Schlimmeres, als zu spät zu kommen, erst recht am ersten Schultag nach den großen Ferien. Was wird Herr Frohriep, unser Klassenlehrer, sagen? Er hat so eine Art, eine Augenbraue hochzuziehen, wenn man was falsch macht. Ich höre ihn schon: »Verschlafen hast du, soso? Na, das fängt ja gut an!«
Ich springe aus dem Bett. Wieso liegt da diese dicke weiße Wollfluse auf dem Teppich? Hab ich die nicht gestern weggesaugt? Egal, ich hab andere Sorgen.
»Mama! Papa! Aufstehen!«, rufe ich. »Wir haben verschlafen!«
Ich stürze ins Bad und greife nach der Zahnbürste. Ob ich gar nicht zur Schule gehe? Ich könnte ja krank sein. Das ist auf jeden Fall besser, als über eine Stunde zu spät zu kommen. Andererseits wird Vero bestimmt überall erzählen, dass sie mich gestern Nachmittag getroffen hat und dass ich da noch putzmunter war.
»Mama!«
Wo ist meine Zeugnismappe? Hier, aber das Zeugnis ist noch nicht unterschrieben, typisch! Sechs Wochen haben meine Eltern Zeit dafür gehabt und was ist? Nichts! Ich knalle es auf den Küchentisch.
Jack springt aufgeregt bellend um mich herum. Er hält das alles anscheinend für einen großen Spaß.
»Nein, Jack, ich gehe nicht mit dir raus, ich muss zur Schule!«
Papa streckt seinen Kopf aus der Schlafzimmertür.
»Freddy? Was machst du denn für einen Radau? Wir schlafen noch!«
»Das hab ich gemerkt. Hast du mal auf die Uhr gesehen?«
Ich schlüpfe in meine Turnschuhe, zum Zubinden ist keine Zeit mehr. Wo ist die blöde Schulmappe? Ich hatte sie doch gestern Abend neben die Tür gelegt.
»Papa, unterschreib mein Zeugnis, schnell!«
»Ist doch erst kurz nach neun. Was soll diese Hektik am heiligen Sonntag?«
»Sonntag?« Ich starre Papa fassungslos an. »Heute ist doch nicht Sonntag! Gestern war Sonntag!«
Mama erscheint. »Du bist aber früh dran, Freddy. Möchtest du auch einen Tee?«
Ich verstehe die Welt nicht mehr. »Ich muss zur Schule, Mama!«
Mama kommt zu mir und legt mir die Hand auf die Stirn. »Geht’s dir nicht gut, mein Schatz?«
Mir geht’s wirklich nicht gut, irgendwie ist mir schwindlig. »Aber Sonntag war doch gestern«, wiederhole ich.
»Gestern war Samstag«, sagt Mama. »Wir sind auf den Markt gegangen, haben Wachteln für Papas Menü gekauft …«
»Die Wachteln sind verbrannt«, sage ich leise.
»Verbrannt! Von wegen! Mir ist noch nie was verbrannt!«
Papa macht den Kühlschrank auf und holt ein Päckchen heraus. Er schlägt das Papier auseinander. Da liegen sie – vier Wachteln. Mit ihren Bäuchen und den runden Schenkeln sehen sie aus wie dicke kleine nackte Frauen ohne Kopf.
Ich lasse mich auf einen Küchenstuhl fallen.
Mama stellt den Wasserkessel auf den Herd.
»Du musst geträumt haben, Freddy«, sagt sie. »Manchmal sind Träume so plastisch, dass man nur ganz schwer in die Wirklichkeit zurückfindet. Ich hab noch jahrelang geträumt, ich müsste meine Abiturarbeit in Mathe schreiben. Es endete immer damit, dass ich leere Seiten abgegeben habe.«
»Das war aber kein Traum«, sage ich leise. »Das kann einfach kein Traum gewesen sein.«
»Komm, trink eine Tasse Tee«, sagt Mama und stellt drei Tassen auf den Tisch.
Ich springe auf. »Später, ich geh erst mal mit Jack raus!«
Ich muss an die frische Luft, dringend.
Vor dem Haus steuert Jack zielstrebig die Birke an. Mist, ich hab keine Plastiktüte dabei.
»Nein, Jack, nein! Nicht hier!«
Jack schnuppert nur kurz, dann lässt er sich von mir wegziehen.
Frau Haferkamp reißt das Fenster auf. »Wenn ihr wieder nicht den Dreck von euerm Hund wegmacht, gibt’s ’ne Anzeige!«
»Aber ich hab doch gestern Jacks Haufen weggemacht!«
»Von wegen! Der liegt ja noch da vorn.« Sie zeigt zum Bordstein. »Deine Mutter ist sich wohl zu fein dafür, was?«
Mama war am Samstagmorgen mit Jack draußen, bevor wir auf den Markt gegangen sind.
Ich antworte nicht, sondern laufe mit Jack über die Straße und in den Park. Jogger hetzen keuchend an mir vorbei, aber das tun sie jeden Morgen, nicht nur am Sonntag. Ich setze mich auf eine Bank und versuche nachzudenken. Heute ist also Sonntag, aber gestern war auch Sonntag. Habe ich den gestrigen Sonntag wirklich nur geträumt? Hinter mir raschelt Jack im Gebüsch. Habe ich geträumt, dass Daniel auf der anderen Seite der großen Wiese stand und sein Rad aufgepumpt hat?
Ich schirme meine Augen mit der Hand ab, die Sonne blendet.
Eine Frau schiebt einen Kinderwagen. Ein älteres Ehepaar geht untergehakt den Weg entlang. Von Daniel keine Spur. Halt, gestern war ich viel später im Park. Kurz nach zehn ungefähr. Jetzt ist es erst zwanzig nach neun. Soll ich darauf warten, dass er auftaucht? Vielleicht sitzt Daniel ja längst in der Schule und es ist doch Montag und das Glockenläuten war ein Irrtum, so eine Art Fehlalarm.
Ich gehe zurück zu unserer Straße. Vor dem geschlossenen Supermarkt steht einsam ein herrenloser Einkaufswagen, am Kiosk liegt eine Zeitung aus mit der Schlagzeile: Neuer Hitzerekord!
Keine Ahnung, ob gestern die Schlagzeile dieselbe war, ich hab nicht drauf geachtet.
Ich schaue auf das Datum: Sonntag, 19. August
»Ist das die Zeitung von heute?«, frage ich den Verkäufer.
»Na, wat glaubst ’n du? Die Ausgabe von Weihnachten?«
Unter der Schlagzeile steht: Für den letzten Ferientag werden noch einmal über 30 Grad erwartet.
»Glotzen gibt’s bei mir nich«, schimpft der Zeitungsverkäufer. »Entweder kaufste die jetzt oder …«
Er macht eine wegwerfende Handbewegung. Ich schüttele den Kopf und zerre Jack weg, der gerade sein Bein hebt, um an den Kiosk zu pinkeln.
Sonntag, es ist schon wieder Sonntag! Nein, nicht schon wieder, es ist noch einmal der gleiche Sonntag wie gestern. Gestern war der 19. August und heute ist auch der 19. August. Aber das ist nicht möglich, also muss ich den gestrigen Sonntag geträumt haben. Mama hat recht, es gibt manchmal Träume, die so lebendig sind, dass man gar nicht unterscheiden kann, was nun wirklich ist oder nicht. Ich hab mal geträumt, dass Mia allen meinen Kuscheltieren den Kopf abgeschnitten hat. Den ganzen Tag über war ich superwütend auf sie, obwohl sämtliche Teddys natürlich noch ihren Kopf hatten.
Ich beschließe nicht weiter darüber nachzudenken. Ist doch wunderbar! Noch ein ganzer freier Tag, bevor ich morgen wieder zur Schule muss. Ist das nicht genau das, was ich mir gewünscht habe?

Die elfjährige Freddie kann kaum es kaum glauben: Heute sollte doch eigentlich die Schule wieder beginnen! Aber stattdessen ist schon wieder Sonntag … Freddie ist eine verrückte Zeitschleife geraten – und von nun an ist jeder Tag Sonntag! Wie soll sie da nur wieder herauskommen?